Dienstag, 21. Juli 2009

Eine gute Lösung für das falsche Problem

Die Bundesagentur für Arbeit hat eine neue Initiative angekündigt durch die kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bei der betrieblichen Weiterbildung unterstützt werden sollen.

(1) Eine schöne Idee

Besonders ein Ansatz gefällt mir sehr gut. Da heißt es: „Die Weiterbildungsbedarfe von kleinen und mittelständischen Betrieben werden dabei wirtschaftlich gebündelt.“ Ich interpretiere das so, dass sich mehrere Unternehmen zusammentun, um gemeinsam einen Trainer für eine Inhouse-Schulung zu buchen statt die Mitarbeiter/innen einzeln zu externen Instituten zu schicken. Wenn man die richtigen Partner im Netzwerk findet, kann die Weiterbildung auf diese Weise passgenauer und am Ende auch noch kostengünstiger stattfinden.

Die ersten Netzwerke werden in Thüringen geknüpft. Ich bin mal gespannt, ob und wann wir in Rheinland-Pfalz etwas davon hören werden. Ob Netzwerke wirklich funktionieren, ist ja immer von vielen Faktoren abhängig…

(2) Das falsche Problem

Abgesehen davon kommt mir die Initiative nicht wirklich durchdacht vor. In der Pressemitteilung wird zwar das Problem des sinkenden Fachkräftepotenzials korrekt beschrieben, aber die Lösung scheint mir dazu nicht zu passen.

Die Personen, die in den Unternehmen eine Anstellung gefunden haben, sind in der Regel für ihre Stelle ausreichend qualifiziert und/oder werden (auch in KMU!) entsprechend unterstützt und gefördert. Gerade kleine Unternehmen überlegen sehr genau, wen sie einstellen oder – falls es keine geeigneten Bewerber auf dem Markt gibt – ob und wie man durch Weiterbildung eine Stelle mittelfristig besetzen kann.

Das Problem des sinkenden Fachkräftepotenzials lässt sich nur dort bekämpfen, wo es entsteht: bei den Jugendlichen, die schon während ihrer Schulzeit weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Wenn die es nicht schaffen, mit einem ordentlichen Abschluss einen Platz in einem Unternehmen zu finden, dann werden sie auch durch die betriebliche Weiterbildung nicht erreicht.

(3) Fazit

Ich denke, jeder hat Anspruch auf Weiterbildung oder „lebenslanges Lernen“. Wenn das Bewußtsein dafür vorhanden ist, kann das in KMU durch den engeren persönlichen Kontakt und die unbürokratischen Abläufe sogar viel besser umgesetzt werden als in großen Unternehmen.

Andererseits haben KMU aber auch mit besonderen Hindernissen zu kämpfen: es ist leichter, einen Programmierer aus einem 10-köpfigen Team zur Fortbildung zu schicken als den einzigen Entwickler, den man hat. Der Verlust an Arbeitszeit ebenso wie die Kosten der Weiterbildung selbst fallen in KMU viel stärker ins Gewicht. Wenn die Initiative der Bundesagentur uns hilft, diese Hürden leichter zu umschiffen, dann hat sie Gutes bewirkt.

Das Problem, auf das die Initiative eigentlich abzielt, wird sie aber meines Erachtens nicht einmal ansatzweise lösen können.

Zur Pressemeldung der Bundesagentur für Arbeit.

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